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Die Steinlaus ist ein fiktives Nagetier, das in einer Fernsehsendung des Komikers Loriot präsentiert wurde. Sie erscheint häufiger als fingierter Lexikonartikel in Nachschlagewerken und ist ein bekanntes Beispiel des wissenschaftlichen Witzes.

Systematik

thumb|center|245px|Steinlaus-Weibchen

Hinweis: Die Steinlaus wird in der Literatur oft fälschlicherweise als zur Gattung der Nagetiere gehörend bezeichnet; das ist natürlich Unsinn. Die Gattung ist Steinlaus (Petrophaga), die Ordnung Fabelnager (Rodentia inexista).

Domäne: Eukaryoten (Eukarya)
{{Regnum}}: Tiere (Animalia)
Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
{{Phylum}}: Fabelwesen (Imaginata)
Unterstamm: Scherztiere (Humoranimalia)
{{Classis}}: Hochklassige Scherztiere
(Humoranimalia perfecta)
{{Ordo}}: Fabelnager (Rodentia inexistia)
{{Superfamilia}}: Steinbeißende (Lapivoridae)
{{Familia}}: Steinbeißerchen (Lapivora)
{{Genus}}: Steinlaus (Petrophaga)
{{Species}}: echte Steinlaus (Petrophaga lorioti)

Merkmale bewerken

Die Steinlaus (wissenschaftlich Petrophaga lorioti) ist ein zum Stamm der Fabelwesen gehörendes etwa 20–24 mm langes „Nagetier“. Die Steinlaus wurde zuerst 1976 vom Humoristen Loriot bei Forschungsarbeiten an einer Parodie auf den Frankfurter Zoologen Dr. Bernhard Grzimek entdeckt (ARD, 20.47-51).

Beschreibung bewerken

In dem populärwissenschaftlichen Fernsehbeitrag wird ein scheuer Nager beschrieben, der sich von Silikaten, also von Steinen, ernährt. Der Tagesbedarf einer Steinlaus wird mit 28 Kilogramm angegeben. Bis dahin existierten kaum fundierte Hinweise auf die Steinlaus in der Fachliteratur. Es ist Loriots großer Verdienst, den „possierlichen kleinen Nager“ einem größeren Publikum vorgestellt zu haben.

Paarungsverhalten bewerken

Dr. Florian Seiffert führte im Jahre 2002 eine Untersuchung über die Verbreitung der Steinlaus in wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland [1] durch. Bei den in den wissenschaftlichen Bibliotheken Trier, Frankfurt am Main und Bonn gefundenen Exemplaren der Steinlaus konnte bei den Weibchen ein Legeapparat nachgewiesen werden, der aus einem Paar Gonaphysen des siebten und zwei Paar Gonaphysen des neunten Segments gestaltet ist. Ein intaktes Männchen zur Untersuchung des männlichen Begattungsorgans liegt bisher nicht vor. Allerdings konnte in der Bonner UuLB (Universitäts- und Landesbibliothek) das Paarungsverhalten beobachtet werden. Es wird angenommen, dass die Männchen durch spezielle Geruchsstoffe (Pheromone) von den Weibchen angelockt werden. Das Männchen tanzt mit gesenktem Kopf und ausgebreiteten Flügeln im Zickzack vor dem Weibchen, ergänzt durch wiederholte Stöße mit dem Kopf auf den Hinterleib des Weibchens. Ist das Weibchen begattungsbereit, so steht es still und das Männchen kann seinen Körper unter den des Weibchens schieben und die Vereinigung der Kopulationsorgane einleiten. Anschließend entfernt sich das Weibchen und legt zumeist in Buchrücken dickerer Bücher ein Gelege von 50 bis 150 Eiern. Da einige Zeit zwischen der Begattung und der Eiablage vergeht, wird in der derzeitigen Forschung daraus geschlossen, dass beim Weibchen eine Form der Spermienspeicherung zu finden ist. Ein Vorhandensein eines Receptaculum seminis wird diskutiert.

In Forscherkreisen wird die Richtigkeit der Studie Dr. Seifferts angezweifelt, da bei den von ihm beobachteten „Steinläusen“ einige ungewöhnliche Abweichungen gegenüber der sonst bekannten Art auftauchen. So besitzt die Seiffertsche Steinlaus nur zwei statt der sonst vier Beinpaare. Außerdem ernährt sich die Seiffertsche Steinlaus nicht nur von Gesteinen, sondern entsprechend ihres Lebensraums auch von Büchern. Dies führt zur Vermutung einiger Wissenschaftler, dass es sich bei der Seiffertschen Steinlaus nicht um eine Steinlaus, sondern um einen nahen Verwandten des Bücherwurms handelt.

Veröffentlichung im Pschyrembel bewerken

thumb|300px|Typische Nagespuren der Steinlaus, Originalgröße des Steines etwa 5 cm thumb|300px|Steinlausschaden an einem Stehtisch einer Pforzheimer Diskothek 1982 nahm sich das medizinische Wörterbuch Pschyrembel aus dem Berliner Wissenschaftsverlag Walter de Gruyter erstmals der Steinlaus an. Der knappe, aber informative Eintrag in dem renommierten Nachschlagewerk stützt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in wesentlichen Punkten auf Loriots Erkenntnisse.

Darüber hinaus informiert das Lexikon über Forschungsarbeiten, die offenbar den Wert der Steinlaus bei der Therapie von Gallen-, Blasen- und Nierensteinen erkannt haben. Die Unterarten der Gallensteinlaus und der Nierensteinlaus werden nur erwähnt. Da hier offensichtlich bisher keine konkreten Untersuchungsergebnisse vorliegen, konnte dieses Thema vom Pschyrembel nur kurz angerissen werden. Zukünftige Fortschritte auf diesem Gebiet sollten mit wachem Interesse beobachtet werden.

In der 257. Auflage des Pschyrembel wurde der Eintrag über die Steinlaus getilgt, da in der Redaktion offenbar Zweifel bezüglich der Seriosität der dargestellten Informationen bestanden. Aufgrund heftiger Leserproteste, die möglicherweise den außerordentlich guten Ruf des Verlages hätten schädigen können, wurde die Steinlaus in die darauffolgende Ausgabe von 1997 in erweiterter Form wieder aufgenommen.

In diese revidierte Fassung fanden neueste Erkenntnisse Eingang, die die Steinlaus in Verbindung mit dem Fall der Berliner Mauer bringen. Man vermutet, dass dieses historische Ereignis maßgeblich durch Steinläuse herbeigeführt wurde, die sich in diesem steinlausfreundlichen Milieu angesiedelt hatten. Neueste Erkenntnisse der Altertumsforschung beweisen ein Mitwirken von Steinläusen schon am Zerfall der Langen Mauern, die die Athener im Peloponnesischen Krieg zum Schutz vor spartanischen Angriffen errichtet hatten. Inzwischen werden erste Theorien über den Zusammenhang zwischen der Steinlaus und dem Ende der Steinzeit unter Experten diskutiert. [[Bild:GreatWall5.jpg|thumb|300px|Auch die Chinesische Mauer zeigt deutliche Spuren von Steinlausbefall]] Diese These, die noch einer Erhärtung bedarf, könnte auch eine plausible Erklärung liefern, warum die Steinlaus heute als weitgehend ausgestorben gilt. Offenbar hat die Steinlaus durch die von ihr hervorgerufenen Ereignisse die eigene Existenzgrundlage vernichtet. Die von Israel entlang der Grenze zum Gazastreifen errichtete Mauer soll gegen Steinlausbefall gewappnet sein. Die Schutzmethode wird jedoch vom Mossad geheim gehalten. Trotzdem versuchen palästinensische Untergrundorganisationen in letzter Zeit verstärkt, an Genmaterial der Steinläuse zu gelangen, um diese gegen die Mauer einzusetzen.

Der Pschyrembel lehnt es ab, sich auf eine endgültige Ausrottung der Steinlaus festzulegen und verweist auf Funde bei Bauarbeiten an einem bayerischen Krankenhaus (Frankenwaldklinik, Kronach, dortiger Steinlausexperte: Dr. Schlereth), die auf eine weiterhin existierende Population des Nagers hindeuten.

In der neuesten, 260. Auflage des Pschyrembel sind wiederum die neuesten Forschungsergebnisse zur Steinlaus verzeichnet, beispielsweise zur Anwendung in der Homöopathie.

Andere Veröffentlichungen bewerken

Eine weitere bemerkenswerte Veröffentlichung stammt von Jakob M. Mierscheid („Ökologische Kenndaten zum FCKW- Ersatzstoff R 134a“, 3. Hoechster Steinlaus-Symposium, XII (3), Frankfurt/M., 1993).

Zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt auch der Friedberger Hobby-Speleologe Dr. M. Natterer, der im Vereinsorgan Der Grottenolm des Bad Hersfelder Höhlenforscherclubs e.V. auf einen Steinlaus-Fund im hessischen Steinau (Vogelsberg) in der Teufelshöhle hinweist.

Der wertvolle Fußnotenapparat in Natterers sehr anschaulichem Artikel dient zugleich als Referenz für die bisher spärlich erschienene Fachliteratur. Natterers Vermutung, die Ausrottung der Steinlaus sei durch eine Infektionskrankheit infolge der Zivilisationsausbreitung bedingt, ist heute nicht mehr haltbar, denn wie bereits erwähnt, hatte der Pschyrembel etwa zeitgleich nachgewiesen, dass die Steinlaus in der heutigen Zeit großstadtarchitektonischen Biotopen zuzuordnen ist.

Der Oldenburger Mikrobiologe Dr. Wolfgang E. Krumbein erörterte 1999 auf dem Symposium Leben am Rande des Möglichen im Frankfurter Senckenbergmuseum die Gefahr, welche die Steinlaus für den Denkmalschutz darstellt. Allerdings ordnet Krumbein die Steinlaus der Familie der Milben zu. Möglicherweise ist die hier beschriebene Lebensform nicht mit der von Loriot entdeckten identisch.

Mit der Deutschen Bibliotheksstatistik gelang es erstmals die Zahl der Steinläuse in den wissenschaftlichen Bibliotheken der Bundesrepublik für das Jahr 2002 zu erheben. In dem geschützten Refugium einer Bibliothek kann die Steinlaus erfolgreich überleben und sich vermehren. Für das Jahr 2002 wird die Zahl der Steinläuse auf insgesamt 113,3 Milliarden abgeschätzt. Die These, dass nach dem Mauerfall 1989 die Steinlaus ausgestorben sei, ist damit erfolgreich widerlegt. In der Sortierzentrale des Hochschulbibliothekszentrums des Landes Nordrhein-Westfalen fotografierte Exemplare lassen die Vermutung zu, dass die Steinlaus eine Unterart (Petrophaga lorioti bibliotheca) hervorgebracht hat, die sich nicht mehr von Silikaten ernährt. [2] [3]

Dies zeigt, dass die Steinlaus auch in der nächsten Zukunft ein wichtiges Forschungsobjekt bleiben wird. Nicht zuletzt die Arbeit von Dr. Natterer mag als Beleg gelten, dass auch engagierte Amateure hier einen wertvollen Beitrag leisten können. thumb|Nacktmull Unklar ist, ob die Steinlaus in irgendeiner Beziehung zu den Nasenschreitlingen (Rhinogradentia) steht. Aufgrund der Literaturlage ist allerdings festzustellen, dass die Steinlaus primär von Medizinern wissenschaftlich bearbeitet wurde, während die Zoologie sich mehr mit den Nasenschreitlingen befasst.

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung wird auf die auffällige Ähnlichkeit zwischen der Steinlaus und dem Nacktmull (Heterocephalus glaber) hingewiesen. Besonders die Ähnlichkeit des Gebisses ist überraschend. Eine nähere Verwandtschaft dürfte aber allein aufgrund der Anzahl der Beinpaare und der unterschiedlichen Fortpflanzung in das Reich des sensationslustigen Journalismus verwiesen werden. Allerdings kann diese frappierende Ähnlichkeit beider Spezies als hervorragendes Beispiel für konvergente Evolution verwendet werden, wie bei Beutelwolf und Wolf.

Krankenversicherung gegen Steinlausbefall bewerken

{{Vorlage:Infobox ICD | BREITE = | 01-CODE = B85.2 | 01-BEZEICHNUNG = Pediculose (Läusebefall) }}

Mit der Einführung des neuen deutschen Vergütungssystems für stationäre Krankenhausbehandlung (G-DRG Version 2003/2004) sollte die Behandlung der Erkrankung „Steinlausbefall“ ab 2004 in den Leistungskatalog der GKV (gesetzliche Krankenversicherung) aufgenommen werden. Ein Expertengremium aus Vertretern der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Spitzenverbänden der Krankenkassen und Verband der privaten Krankenversicherungen haben unter Federführung des Institutes für das Entgeltsystem im Gesundheitswesen (InEK, Siegburg) diese Erkrankung der Hauptdiagnosengruppe MDC09 (Krankheiten und Störungen an Haut, Unterhaut und Mamma) zugeordnet und je nach Schweregrad der Erkrankung und Dauer der Behandlung die Gebührenziffern J67A, J67B oder J68Z festgelegt. Die durchschnittliche Behandlungsdauer wird mit 8,9 beziehungsweise 5,4 Tagen angegeben. Die zukünftige Vergütung soll etwa einer Struma-Operation beziehungsweise einer Zirkumzision entsprechen (Bewertungsrelationen 0,949 beziehungsweise 0,569). Im Rahmen des GKV-Modernisierungsgesetzes wurden die Diagnose- und Therapiemaßnahmen wieder aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen.

Fußnoten bewerken

  1. (pdf-Datei der Untersuchung)
  2. http://www.florian-seiffert.de/doc/steinlaus.pdf
  3. Steinlaus01_k.jpg

Weblinks bewerken

Zoek Steinlaus op in het WikiWoordenboek.

{{Gesprochene Wikipedia|Steinlaus.ogg|:Steinlaus}}

Kategorie:Wissenschaftlicher Witz Kategorie:Fiktives Tier